Cannabis als Fitnessbegleiter: Stereotypen herausfordern
Das Bild von Cannabiskonsumenten als sesshaften Snack-Liebhabern wird durch eine bahnbrechende Studie der University of Colorado Boulder in Frage gestellt. Diese Forschung, veröffentlicht in Sports Medicine, untersucht die Beziehung zwischen Cannabis und Sport, wobei der Schwerpunkt auf seiner Rolle bei der Verbesserung des Fitnesserlebnisses liegt.
Vorgehensweise und Ergebnisse der Studie
Die Studie umfasste 42 Läufer, die an Laufbandtests unter verschiedenen Bedingungen teilnahmen: Basislinie, nüchtern und nach dem Konsum von Cannabis. Sie hatten die Wahl zwischen Sorten mit hohem CBD- oder THC-Gehalt, wobei letzteres für seine psychoaktiven Wirkungen bekannt ist. Die Ergebnisse der Studie waren aufschlussreich: erstaunliche 90,5 % der Teilnehmer berichteten von gesteigertem Spass am Sport nach dem Konsum von Cannabis. Darüber hinaus bemerkten viele eine Verringerung von Schmerzen (69 %), gesteigerte Konzentration (59,5 %) und verbesserte Motivation (57,1 %).
Die Rolle von Cannabis bei der Verbesserung des Sports
Angela Bryan, Professorin für Psychologie und Neurowissenschaften an der CU Boulder, leitete die Studie. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass Cannabis, insbesondere CBD-dominante Sorten, einen Zustand der Euphorie hervorrufen können, ähnlich dem berühmten 'Runner's High'. Im Gegensatz zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit fühlte sich weniger als ein Drittel der Teilnehmer in ihren Fähigkeiten verbessert, was mit Bryans früheren Forschungen übereinstimmt, die auf einen leichten Leistungsabfall nach dem Cannabiskonsum hinweisen.
Endocannabinoid-System und Runner's High
Neuere Studien legen nahe, dass das Runner's High, das traditionell den Endorphinen zugeschrieben wird, tatsächlich mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System zusammenhängen könnte. Diese Verbindung könnte erklären, warum Cannabis es Läufern ermöglicht, positive Gefühle während des Sports zu erleben.
Cannabis und Athleten: Ein offenes Geheimnis
Der Journalist Josiah Hesse erkundet in seinem Buch "Runner's High," die weitverbreitete Verwendung von Cannabis bei Sportlern, angefangen bei Ultramarathonläufern bis hin zu professionellen Sportlern. Diese kulturelle Norm hat die Politik in grossen Ligen wie der MLB und der NBA beeinflusst, wo Cannabis nicht mehr als verbotene Substanz gilt.
Veränderung der Wahrnehmung im Profisport
Trotz dieser Veränderungen bestehen weiterhin Vorurteile gegenüber dem Cannabiskonsum, wie durch die Suspendierung des Laufwunders Sha’Carri Richardson von den Olympischen Spielen in Tokio aufgrund von Cannabisgebrauch verdeutlicht wird. Dieser Vorfall unterstreicht die anhaltende Debatte über Cannabis im Sport und dessen wahrgenommene Auswirkungen auf den Geist des Wettbewerbs.
Cannabis: Ein Werkzeug für gesunde Gewohnheiten
Angelas Bryans Interesse an der Verbindung von Cannabis und Sport wurde in den frühen Tagen der Legalisierung in Colorado geweckt. Ihre Forschung widerlegte Vorurteile darüber, dass Cannabiskonsumenten weniger gesund seien, und zeigte, dass sie oft eher die Richtlinien für körperliche Aktivität einhalten als Nicht-Konsumenten.
Neubewertung von Cannabis im Sport
Angelas Bryans Standpunkt zu Cannabis als Ergänzung zum Sport hat sich entwickelt und sie betrachtet es nun als potentielles Werkzeug zur Förderung körperlicher Aktivität. Sie warnt jedoch vor übermässigem Konsum, insbesondere in Bezug auf Konzentrate mit hohem THC-Gehalt und deren potenzielle Auswirkungen auf Sucht und psychische Gesundheit.
Zukünftige Forschung und veränderte Einstellungen
Angela Bryan plant, verschiedene Konsummethoden und Sportarten jenseits des Laufens weiter zu erforschen. Sowohl sie als auch Hesse hoffen, dass solche Studien einen offeneren Umgang mit Cannabis fördern und sein Potenzial jenseits der blossen Rauschwirkung erkennen lassen.