Am 28. September 2023 machte der Schweizer Nationalrat einen bedeutenden Schritt, indem er eine parlamentarische Initiative unter der Leitung von Berner Mitte-Nationalrat Heinz Siegenthaler erweiterte.
Die Initiative, betitelt "Regulierung des Cannabismarktes für einen besseren Jugend- und Verbraucherschutz, 20.473", hat verschiedene Debatten und Diskussionen in den politischen und gesellschaftlichen Bereichen der Schweiz ausgelöst.
Der Vorschlag betont die Notwendigkeit, neue Vorschriften bezüglich des Anbaus, der Produktion, des Handels und des Konsums von THC-haltigem Cannabis zu erlassen, die mit den Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Suchtfragen (EKSF) übereinstimmen.
Der Vorschlag unterstreicht die Notwendigkeit eines regulierten Marktes, um den Anforderungen der schweizerischen Suchtpolitik gerecht zu werden. Er befürwortet einen Wechsel von einem Verbot zu einem strukturierten, regulierten Ansatz, der den Verbraucherschutz, den Jugendschutz und die potenziellen wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Vorteile des Anbaus und Gebrauchs von Cannabis berücksichtigt.
Der Vorschlag fordert einen umfassenden rechtlichen Rahmen, der die vielschichtigen Probleme im Zusammenhang mit Cannabis in der Schweiz adressieren kann und sicherstellt, dass er mit den Drogen- und Suchtpolitiken des Landes in Einklang steht.
Die Ziele dieser neuen Vorschriften
- Einhaltung des 4-Säulen-Modells: Sicherstellung, dass die schweizerische Drogenpolitik, bekannt als das 4-Säulen-Modell, in die neuen Vorschriften einbezogen und integriert wird.
- Staatliche Kontrolle: Implementierung der Kontrolle über die Produktion und den Handel von Cannabis durch staatliche Organe, mit Fokus auf Jugendschutz, Verbraucherschutz und Informationsverbreitung.
- Marktsegregation: Unterscheidung zwischen dem medizinischen und nicht-medizinischen Cannabismarkt, um klare regulatorische Rahmenbedingungen für jeden zu gewährleisten.
- Ausrottung des Schwarzmarktes: Ziel ist es, den Schwarzmarkt durch Aufhebung des Cannabisverbots auszutrocknen.
- Besteuerung und Werbung: Etablierung klarer Vorschriften bezüglich der Besteuerung und Promotion von Cannabis.
- Anbau für den persönlichen Gebrauch: Regulierung des Anbaus von Cannabis für den persönlichen Gebrauch.
Kontext und Begründung
- Aktueller Konsum: Es wird festgestellt, dass 300.000 Personen in der Schweiz regelmäßig Cannabis als psychoaktive Substanz konsumieren.
- Unwirksamkeit des aktuellen Verbots: Das bestehende Verbot von Cannabis, gemäß dem Bundesgesetz über Betäubungsmittel und psychotrope Stoffe (BetmG), wurde als unzureichend zum Schutz der Bevölkerung erachtet. Trotz des Verbots ist der Konsum nicht zurückgegangen, der Schwarzmarkt blüht, und es gibt keine Qualitätskontrolle, wodurch der Verbraucherschutz fehlt.
- Jugendschutz: Ein effektiver Jugendschutz wird betont, der einen regulierten Markt erfordert, insbesondere da THC, wie Alkohol, eine psychoaktive Substanz ist und der Schutz von Minderjährigen von größter Bedeutung ist.
- Nutzung von Einnahmen: Potenzielle Steuereinnahmen sollten in Prävention und Jugendschutz investiert werden.
- Bekannte Probleme ansprechen: Eine sinnvolle gesetzliche Regulierung wird als notwendig erachtet, um allgemein anerkannte Probleme im Zusammenhang mit dem Konsum und Handel von Cannabis anzugehen.
Kritik am aktuellen Zustand
- Mangelnde Kontrolle: Der Staat gibt derzeit die Kontrolle über den bestehenden Markt an illegale Akteure ab, was zu mehreren negativen Effekten führt, wie z. B. dass natürliche Hanfpflanzen mit künstlichen und toxischen Substanzen verunreinigt werden.
- Verbraucherschutz: Es mangelt an Verbraucherschutz, Rückverfolgbarkeit und Verbraucherinformationen, insbesondere bezüglich des THC-Wertes.
- Umwelt- und Wirtschaftspotential: Hanf wird als eine der umweltfreundlichsten und vielseitigsten Kulturen hervorgehoben, die sich für medizinische Anwendungen und als nachwachsender Rohstoff eignet und somit bemerkenswertes umweltfreundliches und wirtschaftliches Potential besitzt.
- Inkonsistenz im Verbot: Das Verbot von Cannabis, im Vergleich zu legalen Drogen, basiert nicht auf aktuellen wissenschaftlichen Argumenten, insbesondere da die Schädlichkeit von Tabak und Alkohol nicht geringer ist. Diese moralische und rechtliche Inkonsistenz wird zunehmend unhaltbar.
Barbara Gysi: Steuern in Richtung umfassender Regulierung
Barbara Gysi, die den Unterausschuss leitet, der für die Umsetzung der Initiative verantwortlich ist, hat eine "umfassende Regulierung" versprochen. Sie betonte die Wichtigkeit, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um einen robusten Vorschlag zu entwickeln, und sagte,
"Es ist wirklich wichtig und richtig, diese Aufgaben mit ausreichend Zeit zu unternehmen." - Barbara Gysi
Opposition und Unterstützung: Ein Balanceakt
Die Erweiterung der Initiative war nicht ohne Opposition. Eine rechtsgerichtete Minderheit, insbesondere die Thurgauer SVP-Nationalrätin Verena Herzog, warnte ihre Kollegen vor der möglichen Verletzung des internationalen Rechts.
Sie argumentierte, dass die Legalisierung von Cannabis den Jugendschutz nicht verbessern, sondern das Gegenteil bewirken würde. Trotz des Widerstands stimmte der Nationalrat entschieden für die Erweiterung, mit 104 Ja-Stimmen gegen 69 Nein-Stimmen.
Erwartung eines regulierten Cannabismarktes
Die Initiative wird durch breite gesellschaftliche Unterstützung und die geplante Regulierung in Deutschland, die voraussichtlich ab Januar 2024 umgesetzt wird, gestärkt. Im Wahljahr 2023 dämpfte der Branchenverband die Erwartungen an eine schnelle Umsetzung.
Der Fokus verlagert sich nun darauf, schnell einen Gesetzentwurf zu entwickeln und ihn zur Beratung vorzulegen.
Auswirkungen auf Jugend- und Verbraucherschutz
Eine sinnvolle Cannabisregulierung bildet die Grundlage für Jugend- und Verbraucherschutz, Qualitätssicherung, Bekämpfung des Schwarzmarktes und nachhaltige Entwicklung der schweizerischen Hanfindustrie, die überwiegend aus kleinen und mittleren Unternehmen besteht.
Durch gezielte Regulierung kann das Potenzial der Cannabispflanze voll ausgeschöpft werden, und die Schweiz positioniert sich als globaler Vorreiter für ein angemessenes Regulierungsmodell.
Zusätzliche Einblicke aus externen Quellen
- Medizinisches Cannabis & Cannabinoid-Regulierung 2023
- Zürich legalisiert Konsum und Verkauf von Cannabis auf Probebasis
- Zürich steht vor der Legalisierung von Cannabis im schweizerischen Versuchsprogramm
- Freizeit-Cannabis in einigen schweizerischen Apotheken erhältlich
Diese Ressourcen bieten zusätzliche Perspektiven und Entwicklungen zur Cannabisregulierung in der Schweiz und anderen Regionen und bieten ein breiteres Verständnis für die Implikationen und Methoden hinter solchen regulatorischen Veränderungen.